Die königliche Münze von 1701-1752

Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg (1688-1713) hatte sich 1701 in Königsberg als Friedrich I. zum König in Preußen gekrönt und Berlin zur königlichen Residenz erhoben. Diesem Akt der Anhebung der Stellung Berlins im Lande folgte eine rege Bautätigkeit und eine Vergrößerung der Einwohnerzahl. Augenfällig wurde dies durch die Vereinigung der Städte Berlin, Kölln, Dorotheenstadt, Friedrichswerder und Friedrichsstadt im Jahre 1709. Der akute Geldbedarf des prunkliebenden Herrschers stellte auch höhere Anforderungen an das Münzwesen.

Die Unterwasserstraße, westlich des Kupfergrabens gelegen und zum Friedrichswerder gehörend, hatte 1670 eine Schälung, eine hölzerne Befestigung erhalten. Diese wurde 1694 durch steinerne Werkstücke ersetzt, die eiserne Geländer trugen. Die ansehnlich gewordene Straße säumten bald stattliche Häuser. Im Hause Nr.2 wurde 1701 die königliche Münze eingerichtet. Für längere Zeit blieb nun dieser Standort der Münze vorbehalten. Vom Jahre 1750 an führte die königliche Münze zu Berlin als ihr Kennzeichen den großen Buchstaben „A“, gleichzeitig wurde sie königliche Hauptmünze.

Königliche Münze Berlin

Alte Münze am Werderschen Markt

Alte Münze Berlin

Alte Münze Berlin am Werderschen Markt

 

Der Taler als Grundnominal teilte sich in 24 Groschen zu je 12 Pfennigen. 1/48 Taler = 1/2 Groschen oder 6 Pfennige (ein „Sechser“).

Brandenburg-Preussen hatte im Jahre 1688 eine Bevölkerung von ca. 1,5 Millionen, sie wuchs in 25 Jahren nur um ca. 0,1 Millionen auf ca. 1,6 Millionen im Jahre 1713 an. Berlin hatte 1709 = 57.000 Einwohner, 1739 waren es schon 81.000 Einwohner. Die Bevölkerung Brandenburg-Preussen betrug im Jahre 1740 2,24 Millionen, von denen 95 % auf dem Land lebten und für die im täglichen Leben die Naturalwirtschaft vorherrschte. Diese Hinweise auf die Bevölkerungszahlen sollen eine Vorstellung vermitteln, welche das Ausmaß der Münzprägung verdeutlichen kann. Es bleibt aber zu beachten, dass außer in Berlin auch in anderen Orten zeitweilig oder ständig fleißig Münzen geprägt wurden. so in Königsberg, Breslau, Stettin, Stargard, Minden, Kleve, Schwabach für Ansbach und Bayreuth, Aurich, Magdeburg, Krossen, Regenstein, Halberstadt, Bielefeld.

Die Münze in den Jahren von 1752-1800

Die Entwicklung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Brandenburg-Preussen, insbesondere die zunehmende Verdrängung der Naturalwirtschaft durch die Geldwirtschaft. Des weiteren die von Preußen geführten Kriege, machten es immer notwendiger, entsprechend dem bedeutend gewachsenen Bedarf an Zahlungsmitteln, neue Möglichkeiten einer technisch verbesserten Münzprägung größerer Stückzahlen zu schaffen. Die vorhandene Münze konnte schon bald die an sie gestellten Anforderungen nicht mehr erfüllen, so dass 1750 die anliegenden Gebäude erworben werden mussten. Damit war der Münzbetrieb erweitert. Das alte Münzgebäude wurde nach 1752 abgebrochen, erhalten blieben jedoch einige Produktionsstätten. Diese verband man mit dem Gentzschen Münzneubau am Werderschen Markt.

Die Alte Münze blieb weiter in Betrieb, wenn auch der Neubau in der Münzstraße bessere Möglichkeiten für die immer stärkere zunehmende Münzprägung bot. Im Jahre 1799 ist die Münze in der Münzstraße noch als „Neue Münze“ bezeichnet, die an der Unterwasserstraße als „Alte Münze“. Aber schon in dem Stadtplan Stadtplan D.G. Reymanns von 1810 ist die Münze in der Münzstraße 10 als „die alte Münze“ bezeichnet. Eine verhältnismäßig hohe Zahl an Rendanten, Kassierern und Stempelschneidern arbeitete damals in der münze. daran lässt sich erkennen, dass das Münzgeschäft auf vollen Touren lief. Im Zusammenhang mit dem Münzwesen dieser Zeit sind besonders zwei Persönlichkeiten bekannt geworden: Der Generalmünzdirektor Johann Philipp Graumann und der jüdische Münzpächter Veitel Ephraim. Diese Persönlichkeiten erwähnte ich bereits in meinen Beiträgen: Preußische Münzen 1701-1872 – kleiner Überblick; sowie Geld im Siebenjährigen Krieg (1756-1763).

Die königliche Münze Berlin prägte auch Münzen für nichtbrandenburgische Gebiete, die eigene Nominale hatten. gekennzeichnet sind diese Gepräge mit dem Münzprägebuchstaben „A“. Diese Prägungen waren:

Stüber für Ostfriesland 1771-1784

Stüber 1772 Prägung für Ostfriesland

Stüber 1772 Prägung für Ostfriesland av

Stüber 1772 Prägung für Ostfriesland

Stüber 1772 Prägung für Ostfriesland rv

 

Dreigröscher, Groschen und Schillinge für Preußen 1774-1785

königliche Münze

Dreigröscher 1774 Prägung für Preußen av

Dreigröscher 1774

Dreigröscher 1774 Prägung für Preußen rv

1 Groschen 1776 Prägung für Preußen

1 Groschen 1776 Prägung für Preußen av

königliche Münze

1 Groschen 1776 Prägung für Preußen rv

Schilling 1776 Prägung für Preußen

Schilling 1776 Prägung für Preußen av

Schilling 1776 Prägung für Preußen

Schilling 1776 Prägung für Preußen rv

 

8 Groschen (Ephraimit) Nachahmung sächsischer Gepräge

königliche Münze

8 Groschen (Ephraimit) av

                                                                                                                                                                                                                                                                                                             

8 Groschen (Ephraimit)

8 Groschen (Ephraimit) rv

18 Gröscher (Tympf) Nachahmung sächsischer Gepräge

18 Gröscher (Tympf)

18 Gröscher (Tympf) av

königliche Münze

18 Gröscher (Tympf) rv

 

Pfennige für die mittleren Provinzen und Westfalen

1 Pfennig 1790 Prägung für die mttleren Provinzen

1 Pfennig 1790 Prägung für die mittleren Provinzen av

1 Pfennig 1790 Prägung für die mittleren Provinzen

1 Pfennig 1790 Prägung für die mittleren Provinzen rv

 

1/4 Stüber Prägung für Ostfriesland

1/4 Stüber 1794 Prägung für Ostfriesland

1/4 Stüber 1794 Prägung für Ostfriesland av

1/4 Stüber 1794 Prägung für Ostfriesland av

1/4 Stüber 1794 Prägung für Ostfriesland rv

 

Mariengroschen Prägungen für die westlichen Lande

1 Mariengroschen 1774

1 Mariengroschen 1774 av

königliche Münze

1 Mariengroschen 1774 rv

 

Die Münze in den Jahren 1800 bis 1870

Das „neue Münzgebäude“ mit dem Portal zum Werderschen Markt ist in den Jahren 1798 bis 1800 nach den Plänen von Heinrich Gentz, erbaut worden. Die Baukosten betrugen 70.724 Taler, 23 Groschen und 10 Pfennige. Damals wurde noch auf „Heller und Pfennig“ abgerechnet. In diesem Gebäude hatte die Münze nur das Erdgeschoß zur Verfügung. In dem Haupt- und Obergeschoß befanden sich die Bauakademie, die Mineraliensammlung und die Vorlesungsräume des Bergdepartements. Diese Untermieter wurden wegen des wachsenden Raumbedarfs der Münze herausgenommen. Das neue Münzgebäude stellte ein für die Berliner Bautradition bedeutsames Werk dar.

Bis zur Abschaffung der Provinzialmünzen im Jahre 1817 wurden in der Münze Berlin von den in Brandenburg abweichenden Nominalen folgende Provinzen Münzen geprägt; Danzig, Ostfriesland, Ost- und Westpreußen sowie Posen.

königliche Münze

1 Schilling 1801 Danzig

Schilling Danzig

1 Schilling 1801 Danzig

königliche Münze

3 Kupfergroschen 1817 A, für das Großherzogtum Posen

Kupfergroschen

3 Kupfergroschen 1817 A, für das Großherzogtum Posen

Stüber

2 Stüber 1804 A Prägung für Ostfriesland

königliche Münze

2 Stüber 1804 A Prägung für Ostfriesland

Kupfer Schilling

Schilling 1810 Prägung für Ost- und Westpreußen

Kupfer Schilling

Schilling 1810 Prägung für Ost- und Westpreußen

Das Münzgesetzt vom 30. November 1821 legte die Einteilung des Talers in 30 Silbergroschen fest, jeder Silbergroschen zu 12 Pfennigen. 1834 wurde unter Preußens Führung der Deutsche Zollverein gegründet. Der wieder Münzvertrag vom 27. Januar schaffte die alte Kölnische Mark als Münzgewicht ab. An deren Stelle trat das Zollpfund zu 500 Gramm. Grundlage des neuen Währungssystems wurde der Vereinstaler dem ein 30 – Taler – Fuß = 1 Pfund Feinsilber zugrunde lag.

Im preußischen Münzwesen erlangte das Dezimalsystem erst durch das Münzgesetzt vom 9.Juli 1873 (1 Mark zu 100 Pfennigen) Geltung. In der Folgezeit kam es für die mit der Gründung des Deutschen Reiches unter Ausschluss Österreichs zusammengefassten deutschen Staaten zu einer eigenen Münzgesetzgebung.

Quelle: Heinz Fengler; 700 Jahre Münzprägung in Berlin

 

 

 

                                           

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