Der besondere Taler im Königreich Preußen 1809 bis 1816
Dieser Taler Typ des Königreichs Preußen, der zwischen 1809 und 1816 geprägt wurde, symbolisiert den entscheidenden Aufbruch Preußens in die Moderne. Diese Münze steht nicht nur für eine Währung, sondern verkörpert den Wandel und die Fortschrittsbestrebungen einer Nation im Umbruch. In dieser Zeit des Umdenkens und der Erneuerung spiegelt der Taler den Geist einer Ära wider, die von Innovation und Veränderung geprägt ist. Er ist ein eindrucksvolles Zeugnis der Geschichte, das den Weg Preußens in eine neue Zeit markiert.
Die Niederlage in der Schlacht von Jena und Auerstedt im Jahr 1806 gegen Napoleon I. markierte das Ende des alten friderizianischen Preußens. Die einst mächtige Nation wurde auf einen schmalen Reststaat im Osten reduziert, der Napoleon als Puffer zwischen seinem Einflussbereich und Russland diente. Französische Truppen besetzten das Land, während eine französische Verwaltung und drückende Reparationszahlungen einen grundlegenden Neuanfang im Königreich Preußen erforderten.
In dieser kritischen Phase traten Reformatoren wie Stein, Hardenberg, Scharnhorst, Gneisenau und Clausewitz auf den Plan. Sie erkannten die Notwendigkeit umfassender Reformen in der Staatsverwaltung, der Wirtschaft und dem Militär. Auch das Münzwesen bedurfte einer dringenden Überarbeitung: Die übermäßige Prägung von Scheidemünzen hatte den 1764 eingeführten 14-Talerfuß untergraben. Dies führte zu einer wachsenden Diskrepanz zwischen den Preisen für Zahlungen in Scheidemünzen und Kurantmünzen.
Die Reformbewegung war somit nicht nur eine Reaktion auf die äußeren Umstände, sondern auch ein Schritt in Richtung einer stabileren und zukunftsfähigen Gesellschaft.
Die preußische Verwaltung, gestärkt durch reformerische Bestrebungen, hatte das Ziel, das Münzwesen des Königreichs Preußen auf eine stabile Basis zu stellen. Bereits im Jahr 1808 begann man mit der Abwertung der Scheidemünzen, und im Jahr 1809 wurde die Prägung der silberhaltigen Scheidemünzen eingestellt. Mit dem Reduktionsedikt vom 13. Dezember 1811 trat ein Gesetz in Kraft, das eine Abwertung von 175 Talern in Scheidemünzen auf 100 Taler Kurant vorsah. Dieses Gesetz stellt den Wendepunkt in der katastrophalen Scheidemünzpolitik Preußens dar. Da in den vorhergehenden Jahrzehnten eine enorme Menge an silberhaltigen Scheidemünzen geprägt worden war, ergaben sich bei deren Einziehung auch größere Silbermengen. Dieses Silber wurde dann in Kurantmünzen umgeschlagen, vor allem in Taler und 1/6 Taler-Stücke.
Es handelt sich hierbei um den letzten Taler im Königreich Preußen, der in einer freien Prägung gefertigt wurde. Die Prägung erfolgte mittels des Spindelwerks, das auch unter den Bezeichnungen Balancier- oder Stoßwerk bekannt ist. Diese Technik zur Münzprägung mit dem Spindelwerk fand seit dem späten 17. Jahrhundert, zur Zeit Friedrichs III., in Berlin Anwendung und war zu Beginn des 19. Jahrhunderts technisch ausgereift. Mit dieser Methode konnten nahezu identische Exemplare produziert werden. Sogar die späteren im Ring geprägten Taler wurden weiterhin mit dem Spindelwerk hergestellt. Erst zu einem späteren Zeitpunkt wurde schrittweise die neue Technik mit der Uhlhornschen Kniehebelpresse in Berlin eingeführt. Erste Versuchsanordnungen dazu fanden 1817 und 1818 zunächst in der Münze Düsseldorf und kurz darauf in Berlin statt.
Die Vorbereitung der Schrötlinge zur Prägung erfolgte weiterhin nach traditionellen Methoden. Diese Schrötlinge wiesen einen Feingehalt von 750er-Silber auf, was 750/1000 Feinsilber entspricht. Sie mussten auf ein Gesamtgewicht von 22,27 g (dies entspricht 16,7 g) verfeinert werden. Dieser Prozess wurde durch manuelles Anpassen der Schrötlinge mit einer groben Feile durchgeführt. Bei zahlreichen Exemplaren sind diese Anpassungsmerkmale sichtbar, da auch der anschließende Prägevorgang, der nach dem Justieren und Rändeln der Schrötlinge stattfand, oft nicht in der Lage war, sie vollständig zu verbergen. Als Sammler kann man über diese Justierspuren denken, was man möchte. Jedenfalls dienen sie auch als Nachweis für die Authentizität des jeweiligen Objektes. Im Jahr 1816 wurde in Preußen dann allgemein auf die Ringprägung bei den Talern und den 1/6 Talern umgestellt.
Zum Prägebild des Talers. Auf der Vorderseite ist das Antlitz des Königs Friedrich Wilhelm III. nach rechts abgebildet, begleitet von der Umschrift FRIEDR. WILHELM III. KOENIG VON PREUSSEN. Der Kopf wurde im klassizistischen Stil gestaltet und verdeutlicht durch den Verzicht auf den bis 1809 üblichen Zopf, dass ein neuer Zeitgeist im Königreich Preußen Einzug hielt.
Die Rückseite des Talers enthält in der äußeren Umschrift den Münzfuß; VIERZEHN EINE FEINE MARK und innerhalb eines Gebindes aus zwei Eichenlaubzweigen, die einen Kreis bilden, wird in drei Zeilen der Wert EIN / REICHS / TALER angegeben, gefolgt von der Jahreszahl und dem Münzzeichen der Prägeanstalt A (Berlin) oder B (Breslau oder Glatz). Die Bezeichnung Reichstaler bleibt unklar. Es ist bekannt, dass das Heilige Römische Reich Deutscher Nation im Jahr 1806 seine Existenz beendete. Von 1750 bis 1791 trugen alle preußischen Taler des 14-Talerfußes die Bezeichnung Reichstaler. Ab 1790 bis schließlich 1890 wurden sie lediglich als Taler ohne den Zusatz Reich auf den Münzen bezeichnet. Die 1/3-Talerstücke behielten jedoch bis 1809 durchgängig die Bezeichnung Reichstaler oder abgekürzt R.Taler. Dennoch strahlt dieser Taler im Königreich Preußen mit seiner klaren, sachlichen Ausführung, die auf die Funktion als Zahlungsmittel abzielt, einen besonderen Reiz aus. Die Verwendung von Eichenlaubdarstellungen auf Münzen nahm damals in Deutschland zu. Bis zu diesem Zeitpunkt waren vor allem Lorbeer- und Palmzweigabbildungen auf den Münzen der deutschen Staaten und Territorien verbreitet. Seit dieser Zeit hat sich das Eichenlaub zum Symbol des deutschen Nationalbewusstseins entwickelt und ist bis heute auf unseren Münzen präsent.
Dieser Taler wurde in den Jahren 1809 bis 1816 in Berlin mit dem Münzzeichen A geprägt, während er 1813 in Glatz mit dem Münzzeichen B und in den Jahren 1815 sowie 1816 ebenfalls mit dem Münzzeichen B in Breslau hergestellt wurde. Im Jahr 1814 existieren Taler ohne Münzzeichen, die höchstwahrscheinlich ihren Ursprung in der Münzstätte Berlin haben, wobei beim Herstellungsprozess des Stempels das Münzzeichen A versehentlich weggelassen wurde. Darüber hinaus gibt es auch manipulierte Exemplare, bei denen der Prägebuchstabe A kunstvoll entfernt wurde. Interessanterweise gehört dieser Taler Typ zu denjenigen, die die meisten fehlerhaften Stempel aufweisen. Unter anderem sind Fehler wie THAELER, FREIDR. und WILHLEM sowie einige andere Stempelfehler zu verzeichnen.
Insgesamt wurden von dieser Münze in Berlin, Breslau und Glatz zwischen 1809 und 1816 etwa 20 Millionen Exemplare geprägt. Dies stellt für die damalige Epoche eine immense Menge dar und erklärt, weshalb diese Stücke auch heute noch weit verbreitet sind und Sammler sie problemlos erwerben können. Allerdings sind die Exemplare von 1811 mit dem Prägebuchstaben A rar und werden gegenwärtig eher unterschätzt. Der Taler aus dem Jahr 1812 mit dem Buchstaben B ist ebenfalls selten anzutreffen. Der reguläre Taler von 1813, geprägt in Glatz, ist häufig vorhanden, wird jedoch aufgrund der besonderen Umstände seiner damaligen Prägung gerne nachgefragt.
Wann war dieser Taler im Königreich Preußen nicht mehr im Umlauf? Bis zum 30. September 1908 konnte er noch von den Reichs- und Landeskassen gegen 3 Mark eingetauscht werden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er die Währungsreform von 1857 sowie die Umstellung auf die Markwährung überstanden. Ab dem 1. Oktober 1907 wurde er jedoch nicht mehr als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannt. Damit behielt er seine Funktion als Geld fast ein Jahrhundert lang.
Quelle: Beiträge zur Brandenburgisch/Preußischen Numismatik; Numismatisches Heft 2006/14; Seite 55; Autor: Klaus Priese