Warum sind preußische Münzen so interessant?

Für den historisch interessierten Menschen bleibt die Geschichte des Königreich Preußen, seine Vorgeschichte, sein Entstehen und seine höchste Blüte ein wichtiges Kapitel. So ist es auch in dessen Geldgeschichte und der Numismatik. In jüngster Zeit hat die Zahl der Liebhaber für preußische Münzen immer mehr zugenommen. Manch einer sagt, dass es auch kaum ein interessanteres Gebiet in der deutschen Münzkunde der letzten 300 Jahre gibt. Dies ist natürlich eine eher subjektive Aussage, denn es gibt sehr viele interessante Gebiete in der deutschen Numismatik. Auf meiner Website möchte ich mich ausschließlich Themen widmen, welche sich um die Münzen der Könige von Preußen drehen. Wobei insbesondere auf die Kurantmünzen eingegangen wird. Die vorhergehende brandenburgische Münzgeschichte wird nicht berücksichtigt. Denn dieses Unterfangen, sprengt den Rahmen und geht ins Uferlose. Schon alleine der Zeitraum von 1701-1872 ist nicht leicht zu überblicken, denn die unruhigen Zeiten des 18. Jahrhunderts und die verschiedenen, oft nicht zusammenhängenden Gebiete des Königreich Preußen verlangten vielerlei Münzausgaben.

Preußische Münzprägungen unter den Königen Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I.

Die ersten Prägungen des Königreich Preußen wurden unter Friedrich I., der bereits als Kurfürst Friedrich III. in Brandenburg geherrscht hatte, ausgegeben. Im Januar 1701 krönte er sich in Königsberg zum König von Preußen. neben einigen repräsentativen Talern wurden damals hauptsächlich 2/3 Taler geprägt. Auch die verschiedenen kleinen preußische Münzen wurden in Legierungen ausgegeben, die einen weit geringeren Silbergehalt als die Taler aufwiesen. Außer den Silbermünzen ließ Friedrich I. vor allem Dukaten aus Gold prägen. Der König hatte damals eine ganze Anzahl Münzstätten in Betrieb. Zu denen gehörten Berlin, Minden Königsberg, Magdeburg und Neuenburg im Fürstentum Neuenburg. Die Gepräge der einzelnen Prägestätten unterschieden sich außer dem Stempelschnitt und den unterschiedlich ausgegeben Münzarten. Weiterhin durch die unterschiedlichen Münzmeister und Stempelschneider, die dort tätig waren.

Golddukat

Dukat 1708 Friedrich I. Foto Künker Katalog 353 Los 3156

Golddukat

Dukat 1708 Friedrich I. Foto Künker Katalog 353 Los 3156

Reichstaler

2/3 Reichstaler 1701 Friedrich I. Bild Katalog 353 Los 3168

Reichstaler

2/3 Reichstaler 1701 Friedrich I. Foto Künker Auktionskatalog 353 Los 3168

6 Gute Pfennige

6 Gute Pfennig 1705 Friedrich I. Foto Künker Katalog 353 Los 3209

6 Gute Pfennige

6 Gute Pfennig 1705 Friedrich I. Foto Künker Katalog 353 Los 3209

Sehr selten geworden sind dann die Münzen seines Nachfolgers Friedrich Wilhelm I. In seiner Finanzpolitik scheint er das Prinzip des knappen Geldes gefördert zu haben. Der König war privat und als Herrscher außerordentlich sparsam. Vielleicht hatten darum seine Münzen verhältnismäßig geringe Auflagen. Allerdings war auch er gezwungen, größere Mengen unterwertiges Kleingeld auszugeben. Dies war in dieser Zeit in Deutschland schon seit über 100 Jahren ein herrschendes wirtschaftliches Übel.

Golddukat

Dukat 1727 Friedrich Wilhelm I. Foto Künker Katalog 353 Los 3246

Golddukat

Dukat 1727 Friedrich Wilhelm I. Foto Künker Katalog 353 Los 3246

Herzogtum Geldern

Friedrich Wilhelm I. 1 Reichtaler 1718 Prägung für das Herzogtum Geldern – Foto Künker Katalog 353 Los 3313

Herzogtum Geldern

Friedrich Wilhelm I. 1 Reichtaler 1718 Prägung für das Herzogtum Geldern – Foto Künker Katalog 353 Los 3313

Königreich Preußen

2/3 Taler 1715 Friedrich Wilhelm I. Foto Katalog Künker 353 Los 3281

Königreich Preußen

2/3 Taler 1715 Friedrich Wilhelm I. Foto Katalog Künker 353 Los 3281

König von Preussen

1/48 Taler 1733 Friedrich Wilhelm I. Foto Auktionsatalog 353 Los 3294

König von Preussen

1/48 Taler 1733 Friedrich Wilhelm I. Bild Katalog 353 Los 3294

Preußische Münzprägungen unter Friedrich II.

Im Jahre 1740 übernahm sein Sohn Friedrich II. die Regierung. Dieser König hatte eine Anzahl von negativen und positiven Veränderungen des Münzsystems vorgenommen. Nach verschiedenen unglücklichen finanzpolitischen Experimenten in seinen ersten Regierungsjahren erkennt er die Bedeutung eines wohlgeordneten Münzsystems für das funktionieren eines Staatswesen. Die neue Münzordnung des Generalmünzdirektors Johann Philipp Graumann vom 14.Juli 1750 brachte auch Fünftalerstücke aus Gold, die unter der Bezeichnung „Friedrichsd`or“ beliebt wurden. Diese preußische Münzen war im Verhältnis zum Silberpreis etwas zu schwer. Deshalb wurden sie stark gehortet und bald mit Aufgeld gehandelt. Weiterhin wurde das Äußere der Münzen modernisiert und vereinheitlicht. Während zunächst die Herkunft der Münzen nur an den Signaturen der Münzmeister und Stempelschneider zu erkennen war, tragen sie seit 1750 Kennbuchstaben. Diese waren für die Münzstätten Berlin A, Breslau B, Kleve C, Aurich in Ostfriesland D, Königsberg in Ostpreußen E, Magdeburg F, Stettin G.

Friedrichs d`or

1/2 Friedrichs d`or 1750

Friedrichs d`or

1/2 Friedrichs d`or 1750

Friedrichs d`or

Friedrichs d`or 1783

Friedrichs d`or

Friedrichs d`or 1783

Taler

Taler 1784 A

Taler

Taler 1784 A

Leider hat Friedrich II. (Der Große) während des Siebenjährigen Krieges gegen seine eigene Reform stark gesündigt. Um möglichst viel Gewinn aus dem Münzregal ziehen zu können, verpachtete er es und befahl sogar die unterwertige Ausmünzung der Klein- und Scheidemünzen. Weit über 40 verschiedene Münzarten liefen während seiner Regierungszeit in dem in mehrere Währungsbereiche unterteilten Königreich um. Der Typ der einzelnen Arten ist während dieser 46 Jahre Regierungszeit außerdem oft recht abweichend. Den König können wir in den unterschiedlichsten Darstellungen auf Geprägen finden. Vom recht jugendlichen Herrscherbild aus seiner ersten Regierungsepoche über heroische Darstellungen auf den preußischen Münzen der Fünfziger Jahre bis zu den Greisenporträts aus seinem letzten Lebensabschnitt.

Preussische Münzen

1 Mariengroschen 1725 Prägeort Aurich

Preussische Münzen

1 Mariengroschen 1725 Prägeort Aurich

Preussische Münzen

3 Gröscher 1785 Prägung für die Provinz Preußen Foto Katalog Künker 353 Los 3673

Preussische Münzen

3 Gröscher 1785 Prägung für die Provinz Preußen Foto Katalog Künker 353 Los 3673

Preussische Münzen

Friedrich II. 1/2 Reichstaler 1786 Foto Katalog Künker 353 Los 3478

Preussische Münzen

Friedrich II. 1/2 Reichstaler 1786 Foto Katalog Künker 353 Los 3478

Preußische Münzen unter Friedrich Wilhelm II. über Friedrich Wilhelm III. bis Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I.

Friedrich Wilhelm II. übernahm 1786 ein verwaltungsmäßig und finanziell gesundes Königreich Preußen. während seiner Regierungszeit ergaben sich praktisch für das Münzsystem keine größeren Änderungen. Lediglich in den durch die Teilungen Polens neu erworbene Gebieten gab es eigen Münzwirrwarr. Beispiele sind hier die Prägungen für die Provinz Südpreußen. Die Herrschaft des Königs dauerte nicht lange und zwar nur 11 Jahre.

1/3 Reichtaler 1786 Friedrich Wilhelm II. Foto Künker Katalog 353 Los 3899

Reichsmark

5 Mark 1913 Wilhelm II.

1797 folgte ihm Friedrich Wilhelm III., unter dessen Regierung durch die Auseinandersetzungen im Gefolge der französischen Revolution und des unglücklichen französisch-preußischen Krieges nicht nur menschliches Elend, sondern auch eine neue Münzverschlechterung über das Land zieht. Die Taler und guten Münzen verschwanden praktisch gänzlich aus dem Verkehr. Ihren Platz nahmen zum ersten Mal in Preußen in größerem Maßstab das Papiergeld ein. Es waren die seit 1805 ausgegebenen Tresor- oder Münzscheine. An Hartgeld liefen fast nur noch Silbergroschen und Gute Groschen um. Diese wurden zum Darstellen größerer Summen in Mengen in amtlichen Tüten gehandelt.

Silbertaler

Taler 1816 „Kammerherrntaler“

Silbertaler

Taler 1816 „Kammerherrntaler“

Taler

Taler 1823 Friedrich Wilhelm III.

Taler

Taler 1823 Friedrich Wilhelm III.

Friedrichs d`or

Friedrichs d`or 1828 Friedrich Wilhelm III.

Friedrichs d`or

Friedrichs d`or 1828 Friedrich Wilhelm III.

Die Währungsverhältnisse nach den Befreiungskriegen in Preußen

Nach 1813 verbesserten sich die Währungsverhältnisse bald wieder. Das preußische Staatsgebiet hatte sich wesentlich vergrößert. Nachdem man zunächst nur langsam mit dem Ausprägen besserer Münzen begonnen hatte, wurde 1821 der Graumannsche Münzfuß wieder eingeführt. Die Zahl der Münzstätten wurde verringert. Zunächst prägte neben Berlin nur noch Düsseldorf, bis auch diese Münzstätte 1848 geschlossen wurde. 1838 hatten sich alle im Zollverein verbundenen deutschen Länder zu einem ihnen gemeinsamen Münzsystem zusammengeschlossen. Diese Abkommen wurde 1857 durch den Wiener Münzvertrag auf fast alle deutschen Staaten ausgedehnt. Gewichtsgrundlage wurde nun das Pfund zu 500 Gramm, aus dem man 30 Taler bzw. 52 1/2 Gulden prägte. Gemeinsame Goldmünzen „Kronen“ und „½ Kronen“ zu prägen, wurde auch beschlossen. Diese prägte man aber nur in geringer Anzahl, so dass sie heute selten sind.

Doppeltaler

Doppeltaler 1840 Friedrich Wilhelm III.

Doppeltaler

Doppeltaler 1840 Friedrich Wilhelm III.

Doppeltaler

Doppeltaler 1841 Friedrich Wilhelm IV.

Doppeltaler

Doppeltaler 1841 Friedrich Wilhelm IV.

Vereinstaler

Doppeltaler 1867 C Wilhelm

Vereinstaler

Doppeltaler 1867 C Wilhelm

Nachdem das Jahr 1866 Preußen neuen Gebietszuwachs gebracht hatte, kamen die Münzstätten in Hannover (Kennbuchstabe B) und Frankfurt am Main (Kennbuchstabe C) dazu. Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 brachte das eigentliche Ende der preußischen Münzgeschichte. Aber Preußen behielt innerhalb des neu gegründeten Deutschen Reiches, die führende Rolle. Nach dem alten preußischen Münzfuß wurde noch bis 1873 geprägt. Dies waren Taler, 2½, 1 und ½ Silbergroschen, sowie 1 und 2 Pfennigstücke. Der alte preußische Silbergroschen hatte nicht 10 sondern 12 Pfennige an Wert. Darum nannte man z.B. in Berlin bis in die 1960´iger Jahre ein Fünfpfennigstück einen „Sechser“.

Silbergroschen

2 1/2 Silbergroschen 1856 Friedrich Wilhelm IV.

Silbergroschen

2 1/2 Silbergroschen 1856 Friedrich Wilhelm IV.

Silbergroschen

1 Silbergroschen 1856 Friedrich Wilhelm IV.

Silbergroschen

1 Silbergroschen 1856 Friedrich Wilhelm IV.

Durch das Münzgesetz des Deutschen Reiches vom 9.Juli 1873 wurde die Mark zu 100 Pfennigen als Währungseinheit eingeführt. Die alten preußischen Vereinstaler behielten mit dem Wert von 3 Mark ihre Kursfähigkeit bis 1908. Mit ihrem Verschwinden aus dem Umlauf ist die Geschichte von selbständigen preußischen Münzen endgültig abgeschlossen.

Goldmark

10 Mark 1877 B Wilhelm I.

Goldmark

10 Mark 1877 B Wilhelm I.

Reichsmark

5 Mark 1913 Wilhelm II.

Reichsmark

5 Mark 1913 Wilhelm II.

 

Quelle: Broschüre der Kreissparkasse Köln aus dem Jahre 1964

 

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