Münzen für Ostpreussen unter russischer Besatzung
Der siebenjährige Krieg war 1756 ausgebrochen, Österreich, Russland, Frankreich, Schweden, das deutsche Reich und Sachsen hatten sich gegen das Königreich Preußen verbunden. Dieses schien einer solchen Übermacht verloren zu sein. Von den Ereignissen des siebenjährigen Krieges von 1756-1763 interessiert uns hier die Besitzergreifung der Provinz Ostpreussen durch die Russen und die daraus resultierende russische Münzverwaltung.
Friedrich der Große hatte in Preußen die Münze zu Königsberg als alleinige für diese Provinz bestimmt. Sie stand zuletzt, ehe die Russen das Land besetzten, unter der Leitung des Direktors von Below. Es waren auch zu dieser Zeit die Münzunternehmer Ephraim & Co. tätig. Die letzten Münzen Friedrichs aus der königsbergischen Münze vor der russischen Herrschaft sind aus dem Jahre 1757. Die Münzen, welche 1758 und 1759 nach preussischen Muster und Preussischen Münzfuß geprägt wurden, stammten aus der Münze Berlin.
Welche Rolle spielte die Königsberger Münze während der Besatzung?
Im Frühjahr 1758 nahm die russische Armee unter General Fermor Besitz von der Provinz Ostpreussen und damit entfiel natürlich der weitere Münzbetrieb für die Krone Preußen. Die meisten Münzbeamten und Münzunternehmer hatten Königsberg verlassen. Die russische Krone hatte den Weiterbetrieb der königsbergischen Münze von Anfang an ins Auge gefasst. Sie sah die Wichtigkeit für Handel und Verkehr und wohl auch um durch die Ausübung des Münzhoheitsrecht sich ganz als Herren des Landes zu zeigen. Deren Wiedereröffnung verzögerte sich aber. Es fand sich kein geeigneter Leiter der Münze.
Die Ausprägungen in Königsberg begannen dann im Frühjahr 1759. Davor wurden Verfügungen erlassen, die die in Berlin geschlagene geringhaltige Scheidemünzen in Ostpreussen verboten. Nun konnten wieder Münzen geprägt werden. Es waren 18- , 6- , 3-, 2- und 1 Gröscher und Schillinge. Der Typus des russischen Geldes war mit Ausnahme der 6- und 3- Gröscher im allgemeinen derjenige des bisherigen preussischen. Bei diesen wurden die früheren Wappenschileder der Rückseite durch den Adler mit Wertziffer ersetzt. Es war auch notwendig 1/3 Taler und 1/6 Taler nach neuem Muster zu prägen. Diese wurden nicht in hoher Stückzahl geprägt und sind somit in der heutigen Zeit seltene Stücke. Diese Münzen waren im Gegensatz zu den anderen preussischen Kriegsprägungen vollwertige Stücke. Diese geprägten Stücke basierten auf den 16 bis 19- Talerfuß und blieben noch lange Zeit nach dem Kriegsende im Umlauf. Alle diese Münzen sind in der heutigen Zeit recht selten. Vor allem diese, welche in einen sehr schönen bis vorzüglichen Erhaltungsgrad haben.
Der Rubel währen der Zeit der russischen Besatzung in Ostpreussen 1758-1762
Der Rubel gehörte nicht zum ostpreußischen Kriegsgeld. Dennoch zirkulierten in Ostpreußen während der russischen Okkupationszeit die russischen Kurantmünzen als gleichwertiges Zahlungsmittel. Sie wurden von der Bevölkerung gerne akzeptiert. Der Rubel entsprach ca. 115 Groschen bzw. 1 1/4 Reichstaler. Er wurde quasi als gleichwertig mit den preußischen Münzen angesehen.
Das Ende der Zeit der russischen Besatzung in Ostpreussen 1762
Peter III., ein glühender Verehrer Friedrich II., beendete sofort nach seinem Regierungsantritt die Feindseligkeiten gegen Preußen und räumte das gebiet von Ostpreussen. Durch diesen Schritt beendete er praktisch den 7- jährigen Krieg. Ohne die Hilfe Russlands musste auch Maria Theresia die Waffen strecken. Ostpreussen war nun wieder eine vollwertige Provinz Preußens somit konnten in der Folgezeit in Königsberg wieder preußische Münzen geprägt werden. Im preußischen Zahlungsverkehr dürften die Kurantmünzen Peter III. keine Rolle gespielt haben. Es stand nach kurzer Zeit wieder eigenes Kurantgeld zur Verfügung und niemand wollte so recht an die Besatzungszeit erinnert werden.
Quellen: „Brandenburgisch-Preußische Münzstudien“ von Emil Bahrfeldt
E. Neumann, Brandenburg-preußische Münzprägungen 1415-1918 Band 2; ISBN: 3-933658-02-0
Fotos; Auktionskataloge 353 des Auktionshaus Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG