Die verschiedenen Münzprägestätten im Königreich Preußen
Bis zur Münzreform 1750 waren die preußischen Münzprägestätten halbprivate Unternehmen von Münzmeistern geführt. Diese waren teilweise Pächter, welche mit der Regierung und privaten Kunden (etwa beim Dukatenschlag), ihre Prägeaufträge aushandelten. Die Münzmeister waren für ihre Produkte verantwortlich, was durch ihre Initialen auf den Münzen ausgedrückt wurde. Die Regierung zahlte Zuschüsse oder Wartegelder, um bei Auftragsflaute das Überleben zu sichern und sorgte auch für gewisse Kontrollmechanismen.
Die Existenz der verschiedenen Münzprägestätten ist damit zu erklären, dass dadurch erhebliche Transportkosten für Übersendung gutes Geld in die Provinzen, sowie Wechselkosten der Provinz, eigespart wurden. Das Betreiben mehrerer Münzstätten nebeneinander im Gebiet des Königreich Preußen wurde seit der Zeit des Großen Kurfürsten (1640-1688), angeregt. Der damalige Münzmeister praktizierte damals mit mehr oder weniger Erfolg. Das größte Hemmnis war die Belieferung der noch kleinen Münzstätten mit Rohmaterial. Bedingt durch die, im Verhältnis zu größeren Staaten, kleinen Verbrauchsmengen. Der spätere Vorschlag, eine zentrale Münzprägestätte einzurichten, welche das gesamte Land beliefern sollte, wurde wegen zu hoher Kosten fallengelassen.
Die Münzreform von 1750 und ihre Folgen
Beim Regierungsantritt Friedrich II. 1740 waren nur Berlin und Königsberg als Münzprägestätten in Betrieb. Noch im selben Jahr kam Kleve hinzu. Im Jahr 1743 eröffnete Breslau, dafür stand Königsberg still. Nachdem 1744 Ostfriesland an das Königreich Preußen fiel, ist für diesen neuen Landesteil 1746 eine Münzstätte in Esens eingerichtet worden. Diese verlegte später nach Aurich. Nur in Berlin und Breslau ist umfangreich gemünzt worden. Die Prägung in Königsberg, Kleve und Esens/Aurich war gering.
Um den mit der Münzreform anvisierten hohen Münzausstoß zu erreichen, modernisierte man die bestehenden Münzprägestätten in Berlin (Alte Münze) und Breslau. Die anderen in Berlin (neue Münze), Kleve, Aurich, Magdeburg und Stettin, entstanden neu. Der Personalbestand erreichte das Achtzigfache von 1749. Die Kompetenzen und Arbeitsaufgaben wurden ganz neu festgelegt. An der Spitze der Verwaltung stand nun der Rechnungsführer. Der Münzmeister leitete nur noch den technischen Betrieb. Die Gesamtleitung übernahm ein Münzdirektor. Diesem stellte man ab 1752 noch ein Mitdirektor „Aufpasser“ zur Seite. Diese Personen waren Vertraute des Königs. Meist waren es Offiziere oder Militärbeamte, die besonders für die pünktliche Ausführung der königlichen Befehle zu sorgen hatten. Zum fest angestellten beamteten Personal gehörten des weiteren Wardein (Münzprüfer), Medailleur/ Stempelschneider, Buchhalter, Kontrolleure und Kassierer. Der König zeigte sich dabei, wie schon beim Salär Johann Philipp Graumanns, zunächst überraschend großzügig.
Die Änderungen der Münzreform in Preußen
Die Jahresgehälter der Beamten betrugen beim Münzdirektor 1.000 – 2.000 Taler, beim Rendanten (Rechnungsführer) 700 – 1.000 Taler, beim Münzmeister 1.000 – 1.500 Taler, beim Wardein (Münzprüfer) 400 – 800 Taler, bei den Medailleuren 400 – 600 Taler. Die Stempelschneider verdienten auch 400 – 600 Taler, die Buchhalter und Kontrolleure 300 – 600 sowie die Kassierer und Zähler 200 – 400 Taler im Jahr. Arbeiter wurden saisonal oder als Tagelöhner eingestellt. Denen zahlte man Stundenlöhne von 6 Pfennig bis zu einem Groschen. In der Berliner großen Münze waren bis zu 150 Arbeiter tätig.
Die neu geschaffenen „Staatsbetriebe“ kennzeichneten ihre Münzen nicht mehr mit den Münzmeisterinitialen, sondern durch bestimmte Buchstaben. Diese erhielten sie nach der Reihenfolge ihrer Neuorganisation. 1750 A = Berlin, B = Breslau, 1751 C = Kleve, 1752 D = Aurich, E = Königsberg, F = Magdeburg, 1753 G = Stettin. Das Berliner Münzzeichen A kennzeichnet gleichermaßen die Alte Münze und die Neue Münze.
Bei der Reorganisation der Münzstätten griff man hart durch. So ist in Breslau der seit 1743 tätige Münzmeister Adam Heinrich von Ehrenberg im September wegen nachlässiger Verwaltung, entlassen und zu Festungshaft verurteilt worden. Davon verbüßte er zwei Jahre. In Berlin wurde im Oktober 1753 der Direktor der 1751 gegründeten Neuen Münze, Kroll abgesetzt und arretiert.
Nach dem Siebenjährigen Krieg sorgte die Umprägung des Kriegsgeldes nochmals Arbeit für alle Münzstätten. Dann wurden die aus Graumanns Utopie, Preußen zum Münzmeister Europas zu machen, stammende Überkapazitäten abgebaut. Nachdem Stettin schon 1754 stillgelegt worden war, folgten 1767 Kleve, 1768 Aurich und 1769 Magdeburg. Nur Berlin, Breslau und Königsberg blieben in Betrieb.
Wie ging es weiter mit den Münzprägestätten in Preußen?
Unter Friedrich Wilhelm II. kamen noch die Münzstätten zuerst in Schwabach mit dem Münzzeichen S und dann in Bayreuth mit dem Münzzeichen B dazu. Diese prägten für die Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Bayreuth. Sie gehörte zwischen 1791-1805 zum Königreich Preußen. Als Münzstätte fungierte anfänglich die Schwabacher Münze, ab 1796 übersiedelte man zu der seit 1786 ruhenden, jedoch bessereingerichteten Bayreuther Münzstätte. Die Prägungen dieser Münzstätten genossen den Ruf, den Preußischen Scheidemünzen künstlerisch und technisch überlegen zu sein. Auch gab es eine Münzprägestätte für das Fürstentum Neuenburg (Neuchâtel), welches von 1713 bis 1857 zum Königreich gehörte. Hier wurden die Batzen und Kreuzer Prägungen für das Fürstentum hergestellt.
Weiterhin gab es noch Münzstätten in Glatz G und Düsseldorf D, die unter König Friedrich Wilhelm III. hinzu kamen. Diese gab es nicht mehr nachdem Wilhelm I. König von Preußen und ab 1871 Deutscher Kaiser war. Nachdem Preußen durch die Erfolge im Krieg 1866 große Gebiete im Deutschen Bund dazu erhielt, kamen die Münzstätten Hannover und Frankfurt/Main hinzu. Die preußische Staatsmünze Hannover (Prägebuchstabe B) prägte bis März 1878. der Prägebetrieb der Preußischen Staatsmünze in Frankfurt/Main, (Prägebuchstabe C) lief bis 1879.
Quellen: „Die Münzen König Friedrichs II. von Preussen 1740 – 1786“; Berliner Numismatische Forschungen Neue Folge, Band 10 E. Neumann, Brandenburg-preußische Münzprägungen 1415-1918 Band 2; ISBN: 3-933658-02-0