3 Mark 1915 Mansfeld-Preußens letzte Gedenkmünze

3 Mark Mansfeld 1915

3 Mark Mansfeld 1915, Auktion Höhn 105 Los 3140

3 Mark Mansfeld

3 Mark Mansfeld 1915, Auktion Höhn 105 Los 3140

Ähnlich wie die Gedenkmünzen von 1913, die an die hundertjährige Jubiläumsfeier des Aufrufs „An Mein Volk“ beziehungsweise an das hundertjährige Gedenken der Völkerschlacht bei Leipzig erinnern, hebt sich die Münze von 1915 wohltuend vom eintönigen Bild der stets wiederkehrenden Herrscherporträts ab. Sie würdigt auf kraftvolle Weise das hundertjährige Bestehen der Grafschaft Mansfeld als Teil des preußischen Königreichs. Mit von Paul Sturm entworfenen Stempeln und einer limitierten Auflage von lediglich 30.000 Exemplaren geprägt, zeigt das Drei-Mark-Stück auf seiner Vorderseite – inspiriert von alten Mansfelder Prägungen – den heiligen Georg in der Gewandung eines Ritters aus dem 16. Jahrhundert, hoch zu Ross, wie er mit einer Lanze einem finsteren Drachen in den Rachen stößt. Die Zugehörigkeit zum Mansfeldischen wird dabei durch das Wappen der Grafschaft auf der Pferdedecke deutlich sichtbar gemacht.

Was war damals geplant?

Ursprünglich war geplant, 700.000 Exemplare dieser Münze zu prägen, was eine umfassende Verbreitung garantiert hätte. Doch die aufkommende Silberknappheit im zweiten Jahr des Krieges durchkreuzte diesen Plan und führte dazu, dass die letzte Gedenkmünze des preußischen Königreichs zu einem begehrten Sammlerstück wurde. Man sagt, dass 25.000 Exemplare des Segenstalers, wie er damals genannt wurde, an die Arbeiter und Beamten des Mansfelder Reviers verteilt wurden. Auch die Mansfelder Bergleute, die an der Front kämpften, erhielten laut damaliger Presseberichte den silbernen „Gruß aus der Heimat“. Diese besonders ansprechende Gedenkmünze, die sich von anderen Ausgaben der Kaiserzeit deutlich abhob, fand in der Öffentlichkeit eine ausgesprochen positive Resonanz.

Die Idee zur 3 Mark 1915 Mansfeld

3 Mark 1915 Mansfeld mit gotischer Umschrift, Künker Auktion 322 Los 1419

3 Mark 1915 Mansfeld mit gotischer Umschrift, Künker Auktion 322 Los 1419

Die Inspiration für die Gedenkmünze stammt von Dr. Karl Vogelsang, dem Bergrat sowie dem Oberberg- und Hüttendirektor der Mansfelder Kupferschieferbergbau-Gewerkschaft in Eisleben, der zudem ein leidenschaftlicher Sammler von Bergbaumünzen und -medaillen ist. In seiner Sammlung befand sich unter anderem das von Paul Sturm gestaltete Modell aus Kehlheimer Stein. Dieses wurde im Jahr 1925 in Halle/Saale durch die Firma Gaettens für die damals beträchtliche Summe von 400 Reichsmark versteigert. Für die Mansfelder Drei-Mark-Stücke existiert eine in geringer Stückzahl hergestellte Testversion. Auf der Vorderseite dieser Münze ist nicht die an den Jugendstil erinnernde Antiqua-Schrift zu sehen, sondern eine Fraktur, die auch als „gotische“ Schrift bekannt ist. Wenn diese seltene Probemünze gelegentlich auf dem Markt angeboten wird, ist mit einem hohen Preis zu rechnen.

Die Inschrift auf der Bildseite der Münze lautet: „BEI GOTT IST RAT UND TAT SEGEN DES MANSFELDER BERGBAUES“ und greift das bekannte Motto der geschätzten Mansfelder Georgtaler aus dem 16. und 17. Jahrhundert auf, wobei sie zugleich auf die Herkunft des verwendeten Silbers hinweist. Die Grafschaft Mansfeld, gelegen im heutigen Regierungsbezirk Halle (Sachsen-Anhalt), wurde 1807 mit ihrer Hauptstadt Eisleben in das neu gegründete Königreich Westfalen eingegliedert, bevor sie 1815 infolge des Wiener Kongresses an das Königreich Preußen fiel. Allmählich erholte sich die ehemals zu Kursachsen gehörende Bergbauregion, die zuvor von wirtschaftlichem Niedergang geprägt war, und erlebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine beeindruckende Wiederbelebung. Für das rohstoffarme Hohenzollernreich stellte der Erwerb dieser Grafschaft einen bedeutenden Gewinn dar.

Im 16. und 17. Jahrhundert wurden die Mansfelder Georgtaler in großer Stückzahl geprägt und erfreuten sich als schützende Amulette enormer Beliebtheit. Häufig mit Löchern oder Ösen versehen und oft mit einer feinen Vergoldung versehen, trug man diese Silbermünzen an Schnüren oder Ketten um den Hals. Diese Praxis war keineswegs zufällig, denn den Georgtalern sprach man die Kraft zu, vor Krankheiten, Verletzungen sowie jeglicher Gefahr für Körper und Leben zu schützen. Im Münzlexikon von Carl Christoph Schmieder aus dem Jahr 1811 wird eine besondere Geschichte hierzu erzählt. “ Der Zufall wollte, daß einmal ein Offcier im Treffen von einer Kugel getroffen, aber nicht verwundet wurde, weil sie von einem solchen Georgenthaler, den er als Nothpfennig eingenäht bei sich trug, abbprallte. Die Sache ward ruchbar und, wie billig, schrieb man den Erfolg den Patrono Comitum et Dominorum ( dem Patron der Grafschaft und ihrerHerren9 zu. Man glaubte zuversichtlich, daß ein Georgsthaler gegen Hieb, Stoß und Schuß fest mache, auch wohl vor gefährlichem Sturz mit dem Pferde sicher stelle. Von dieser Zeit an wollte jeder Officier damit versehen seyn und ein Georg war ein wesentliches Stück seiner Equipage. Durchdie häufige Nachfrage wurden die Thaler so selten, daß man dasStück mit 20 – 30 Rthlr. (Reichstaler) bezahlen mußte.“

MANSFELD-SCHRAPLAU, GRAFSCHAFT Christoph II., Johann Albrecht und Bruno II., 1558-1586. Reichstaler o. J., Eisleben. Künker Auktion 371 Los 2964

MANSFELD-SCHRAPLAU, GRAFSCHAFT Christoph II., Johann Albrecht und Bruno II., 1558-1586. Reichstaler o. J., Eisleben. Künker Auktion 371 Los 2964

Da die Grafschaft Mansfeld nicht in der Lage war, den enormen Bedarf an Georgtalern zu decken, übernahmen andere Münzstätten wie Kremnitz und Nürnberg die Produktion. Dabei ersetzten sie jedoch das Wappen des Mansfelder Grafen durch eine Darstellung aus dem Neuen Testament. Gezeigt wird Jesus, der in einem Segelschiff schlummert, während das tobende Meer ihm nichts anhaben kann. Dieses Amulett mit der (übersetzten) lateinischen Inschrift „Sicherheit im Sturm“ besaß den großen Vorteil, dass es „zum Land- und Seekrieg in der That tauglich war“, wie Schmieders Lexikon treffend festhält. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wurden diese Glücksbringer und Schutzamulette in großer Stückzahl und unterschiedlichster Qualität gefertigt. Exemplare aus Gold zählen zu den äußerst seltenen numismatischen Kostbarkeiten und stellen, sofern sie von versierten Stempelschneidern geschaffen wurden, zugleich bedeutende Kunstwerke dar.

 

Quelle: Beiträge zur Brandenburgisch/Preussischen Numismatik, Numismatisches Heft 2013, S.144

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